DISSIDENTIN – Der Podcast für Dresden

Klimaneutralität oder Sackgasse? – Die Kontroverse um Dresdens neue Müllverbrennungsanlage mit Johannes Lichdi

Wahlplattform Dissident:innen DissDD

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Johannes Lichdi von der Dissident:innen Dresden betritt heute die Arena der Diskussionen, um mit uns die hitzige Debatte um die in Dresden geplante  Müllverbrennungsanlage zu führen. Das Versprechen der Sachsenenergie, auf dem Weg zu Klimaneutralität Müll zu verbrennen, steht im Zentrum unserer Episode, in der wir die Ironie hinter dieser Strategie enthüllen und kritisch hinterfragen, wie diese sich  gegen den Gedanken der Kreislaufwirtschaft stellt.

Mit kritischem Blick analysieren wir gemeinsam die Probleme, die der Müllimport aus benachbarten Landkreisen mit sich bringt. Diese Praxis wirft ernsthafte ökologische Bedenken auf und zementiert eine langfristige Bindung an eine Abfallentsorgungsmethode, die die Prinzipien einer nachhaltigen Wirtschaftsweise für die nächsten Jahrzehnte untergräbt. Zudem beleuchten wir die tief verwurzelte Einflussnahme der Fossillobby in Dresden und diskutieren, warum der personelle Wandel in den Chefetagen sowohl von Sachsenenergie als auch im Stadtrat unausweichlich für eine lebenswerte Zukunft unserer Stadt ist. Begleiten Sie uns auf dieser aufschlussreichen Reise, die zeigt, wie unentbehrlich echtes umweltbewusstes Handeln in Dresden ist und welche Rolle die Wahl der Dissident:innen dabei spielt.

Das Gespräch führte Axel Steier (Stadtratskandidat in Dresden – Wahlkreis 3)

Alles über die Wahlplattform, einschl. Wahlprogramm finden Sie hier: https://www.dissidentinnen-dresden.de/

Speaker 1:

Disclaimer Diese Sendung wird von Mitgliedern der Wahlplattform Dissidentinnen Dresden gestaltet. Auch interviewende Personen sind Mitglieder der Wahlplattform Dissidentinnen Dresden und zum Teil auch Kandidierende für kommunale Mandate in Dresden. Disclaimer Ende.

Speaker 2:

Hallo, Johannes Lichty ist jetzt hier im Podcast. Du bist Kandidierender für die Dissidentinnen in Dresden, Neustadt für den Stadtrat. Ja, Sehr schön. Wir haben ein Problem in Dresden, nämlich Viele.

Speaker 3:

Wir haben viele Probleme in Dresden.

Speaker 2:

Ja, aber ein ganz spezielles, nämlich die geplante Müllverbrennungsanlage. Was hat es denn damit auf sich? Warum will man plötzlich hier eine Müllverbrennungsanlage? Was hat es denn damit auf sich? Warum will man plötzlich hier eine Mühlverbrennungsanlage errichten?

Speaker 3:

Ja, das ist schon eine seltsame Geschichte. Also im Rahmen des sogenannten Dekarbonisierungskonzept, das heißt also das Konzept, wie die Sachsenenergie angeblich CO2-neutral, klimaneutral werden möchte, stand dann auf einmal sowas drin, dass die also eine Mühlverbrennungsanlage bauen wollen. Der Punkt ist der, dass das aus mehreren Gründen abzulehnen ist. Einmal eigentlich haben wir uns das Ziel der Kreislaufwirtschaft gestellt, das heißt, dass eigentlich alle Stoffe wiederverwendet werden müssen, in neue Produkte integriert werden müssen. Das ist die eigentliche Kreislaufwirtschaft. Wir kommen dem sicher in vielen Punkten überhaupt nicht nahe, und da gibt es viele Probleme, aber eigentlich war man sich einig, dass Verbrennen von Reststoffen ganz bestimmt keine Kreislaufwirtschaft ist.

Speaker 3:

In den letzten Jahren ist es leider so gewesen, dass die Verbrennerindustrie das immer mehr wieder in den Vordergrund geschoben hat und behauptet hat, dass das ja eigentlich eine Verwertung wäre, nämlich eine sogenannte thermische Verwertung. Klingt ganz toll, bedeutet aber einfach nur, wir verbrennen den Müll. Gut, dann hat man gesagt naja, die Verwertung besteht darin, dass man dann eben Wärme auskoppeln kann und damit eben Wohnungen heizen kann oder, wie jetzt hier geplant, in das Dresdner Fernwärmenetz einspeist. Der Haken dabei ist, dass wir ungefähr 70.000 Tonnen importieren müssen, also aus den umliegenden Landkreisen, um überhaupt diese riesige Anlage betreiben zu können.

Speaker 3:

Also, die Befürworter sagen immer naja, wir haben nun mal diese Reststoffe, und da wissen wir auch nicht, wohin damit, und bevor wir sie nach Lauter schaffen und dort verbrennen, verbrennen wir sie doch lieber hier und so weiter. Was sie den Leuten nicht sagen, ist, dass weit die größte Menge ungefähr 60 Prozent importiert werden muss, und das auf 20 bis 25 Jahre, weil so lange muss eine Anlage laufen, damit sie sich wirtschaftlich amortisiert. Das heißt auf Deutsch wir geben für die nächsten 25 Jahre auf, dass wir tatsächlich mit der Kreislaufwirtschaft ernst machen wollen. Aber warum im Dekarbonisierungskonzept? Also, was hat das mit Klimaneutralität zu tun? Gar nichts. Aber die Sachsen-Energie behauptet das. Die sagt nämlich naja, da stoßen wir ja weniger Treibhausgase aus.

Speaker 3:

Fakt ist, dass trotzdem 110.000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr ausgestoßen werden, was eine ganz enorme Menge ist. Das ist ungefähr, wenn man es vergleicht mit dem Erdgaskraftwerk Nossener Brücke, wo auch eben dann Erdgas verbrannt wird, fernwärme hergestellt wird und da auch CO2-Emissionen sind. Ungefähr 60% dieser Menge wird auch durch diese Müllverbrennungsanlage ausgestoßen. Das heißt, man kann sich die Sache schön rechnen und kann sagen naja, immerhin sparen wir 40% ein. Aber wie gesagt, dieses Ding muss 20 bis 25 Jahre lang laufen, und damit haben wir diese hohe CO2agerechtigkeitsbewegung auch fordert.

Speaker 3:

Völlig richtige Forderung. Ja, das heißt, wir haben im Grunde bis zum Jahr 2045, wenn das ne 2055,. Das habe ich schon falsch gerechnet. Wenn das Teil 2030 in Betrieb gehen soll, dann haben wir im Grunde bis 2055 garantiert keine Klimaneutralität.

Speaker 3:

Okay, die Sachsenenergie erzählt da nochmal irgendwas drumherum, aber das sind eigentlich die Hauptargumente dagegen. Was ich noch gar nicht angesprochen habe, ist die Frage was kommt denn da oben an Emissionen raus? Also vor 20, 25 Jahren hatten wir in Deutschland eine große Debatte Dioxine und Forane, die da oben rauskommen, hochgiftig, krebserregend und so weiter. Und ich sage es mal so hart die kommen halt in Neustadt und pieschen runter, wenn das Ding am Hammerweg steht. Da hat sich in den letzten Jahren doch einiges verbessert. Es kommt nicht mehr so viel raus. Es kommt auch darauf an, mit welcher Temperatur man das verbrennt. Das wissen wir alles noch nicht, weil wir die technischen Daten von dieser Anlage noch nicht kennen. Die werden natürlich ein bisschen unter Verschluss gehalten, weil die Leute sollen sich ja nicht zu viel Sorgen machen. Aber ich sage mal Leute, seid aufmerksam, da wissen wir nicht, was da oben tatsächlich noch rauskommt. Und wie gesagt, der Einwirkungsbereich ist Pieschen und Neustadt.

Speaker 2:

Du? jetzt würde man ja denken, dass da die progressiven Stadtratsfraktionen dagegen sind, Also zum Beispiel die Grünen. Wie sehen die?

Speaker 3:

das denn? Also, lieber Axel, da musst du die Grünen fragen, wie die das sehen. Ich habe nur festgestellt, sie haben dem Stadtrat zugestimmt. Und die paar wenige, die auf dem Parteitag versucht haben, bei den Grünen dort eine Gegenposition aufzubauen es gibt noch ein paar wenige die haben verloren, und die haben jetzt einen ganz komischen Beschluss gefasst. Ich kriege den gar nicht mehr zusammen. Also ja, wir sind für die Müllverbrennungsanlage, wenn sie kein CO2 ausstößt. Ja, dann frage ich mich irgendwie. Also keine Ahnung. Ich bin für Sonnenschein, wenn es nicht regnet. Also, das ist einfach Quatsch.

Speaker 3:

Natürlich stößt die CO2 aus, das ist völlig klar Immer wenn ich was verbrenne, dann stößt das CO2 aus.

Speaker 2:

Die Dissidenten treten an diese Anlage zu verhindern? Wie stehen denn die Chancen?

Speaker 3:

Ach ja, also leider ist es uns noch nicht gelungen, das zu einem politischen Thema in Dresden zu machen. Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen davon noch gar nichts wissen und dass sie sich auch gar keine Gedanken darüber machen, was das bedeutet. Also ich meine, ich bin ja schon ein alter Sack, bin ja schon ewig in der Politik. Ich weiß noch vor 20, 25, 30 Jahren, wenn da einer gesagt hat, wir bauen eine Müllverbrennungsanlage, dann stand die ganze Stadt Kopf. Heute wird das einfach mal so durchgestimmt, und keine Sau interessiert es. Also, wir werden jedenfalls im Wahlkampf alles tun, damit die Menschen das mitbekommen und dann auch eine Wahl haben. Und wie gesagt, wir sind bis jetzt die einzige politische Kraft, die das Ablehnen und Bekämpft.

Speaker 2:

Am 9. Juni ist die Wahl. Wir Dissidentinnen treten an, diese Müllverbrennungsanlage zu verhindern. Gibt es denn weitere Punkte, die dir besonders wichtig sind?

Speaker 3:

Ja, natürlich eine echte Klimaschutzpolitik. Also das sogenannte Dekarbonisierungskonzept, wo eben die Müllverbrennungsanlage ein zentraler Teil ist, ist im Grunde kein Dekarbonisierungskonzept, sondern ein Konzept zur Verlängerung der Erdgasverbrennung. Also die ganzen Themen wie Abwärmenutzung, die ganzen Themen wie Großwärmepumpe in der Elbe, die ganzen Themen wie wir bauen jetzt endlich mal dezentrale Nahwärmenetze, photovoltaik mit Wärmepumpen, wir schließen die zusammen, genau diese Themen geht die Sachsenenergie nicht an, ja, sie verhindert sie sogar, weil sie ihr Geschäftsmodell, ihr zentral-fossilistisches Geschäftsmodell also wir haben eine große Anlage, und da verbrennen wir irgendwie, wohin CO2 rauskommt, das wollen die unter allen Umständen bewahren, und damit sind sie überhaupt nicht zukunftsfest. Und natürlich werden das die Dresdnerinnen und Dresdner in ein paar Jahren am Strom- und.

Speaker 3:

Wärmepreis merken. Na klar, den Leuten wird jetzt versprochen, wir halten damit die Energiepreise günstig. Meine These ist das glatte Gegenteil ist der Fall. Also, wir haben die Debatte zum Beispiel über die Gasheizung. Natürlich muss die Erdgasverwendung bei der Heizung, also Stichwort Heizungsgesetz. Da gab es eine riesen Kampagne der Fossil-Lobby, die gesagt hat, die den Leuten eingeredet hat, naja, gas ist gut, das ist totaler Quatsch. Natürlich wird die Gaspreis steigen, und man muss sich einfach klar machen wenn ich eine Wärmepumpen, durch Photovoltaik getriebene Heizung habe, dann zahle ich die Investitionskosten, und Betriebskosten zahle ich nicht mehr, weil ich die Wärme nämlich aus der Umwelt nehme, aus dem Wasser, aus der Erdreich, aus der Luft, je nachdem. Während, wenn ich eine Gasheizung habe, dann muss ich immer Gas nachfüllen, immer Gas nachfüllen. Wo kommt das Gas her? Bisher kam es von Putin, und was mich also besonders eigentlich schockt, muss ich sagen, wir haben es doch alle erlebt, was das bedeutet, diese Abhängigkeit von Putins Gas.

Speaker 3:

Die deutsche Wirtschaft wäre fast krachen gegangen. Zum Glück ist es gelungen, das irgendwie abzuwenden, weil man andere Gasquellen. Aber das zeigt doch diese Abhängigkeit, und wir müssen doch raus aus dieser Abhängigkeit. Wir müssen doch unsere eigene Energieversorgung haben, die wir hier im Land bereitstellen, dass wir nicht mehr vom Ausland abhängig sind, oder? ich meine, früher wusste jeder kein Blut für Öl, hat man zum Irakkrieg gesagt. Natürlich ist das Benzin, diesel, also hier Erdölabhängigkeit, natürlich ist es das Geld für die ganzen fossilen Diktatoren von Ägypten bis über Iran, also die ganzen Leute da oben. Damit tun wir im Grunde Krieg und Unfrieden auch in die Welt bringen Also eine echte Dekarbonisierung, eine echte Klimaschutzpolitik ist auch angewandte Friedenspolitik.

Speaker 2:

Nun ist es so bei der Sachsen Energie. Das ist ja ein städtisches Unternehmen, muss man sagen. Also, es gehört eigentlich den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt. Wie kommt das, dass dort so eine Fossillobby so agieren kann? Müssen da die Köpfe rollen.

Speaker 3:

Ja, das wäre schön, wenn da ein paar Köpfe rollen würden, aber nicht nur bei der Sachsen Energie selbst, sondern auch im Stadtrat, weil die meisten Fraktionen betrachten, wenn die mir sagen, das geht alles nicht mit der Dekarbonisierung, das ist alles Quatsch, das ist grüne Spinnerei, dann wird das halt einfach mal geglaubt, obwohl das Gegenteil eigentlich richtig ist. Also, wir müssen es einfach schaffen und das ist auch die Aufgabe der Dissidenten, finde ich das überhaupt mal zu einem politischen Thema in Dresden zu machen. Wir müssen den Leuten klar machen, die Frage Dekarbonisierung ist nicht nice to have, sondern es ist eine Überlebensfrage, und es ist auch eine fundamentale wirtschaftliche Frage. Wenn wir nicht schnell dekarbonisieren, dann wird es gerade. Die armen Dresdnerinnen und Dresdner werden es als erstes im Geldbeutel spüren. Das ist auch angewandte Sozialpolitik, nicht nur angewandte Umweltpolitik. Aber dieses Verständnis ist leider viel zu wenig ausgeprägt.

Speaker 2:

Lichti. Vielleicht kann man wählen Listenplatz 1 in der Neustadt für den Stadtrat Auf der Dissidentinnenliste Genau.

Speaker 3:

Also Dissidentin wählen. Wer echte grüne Politik will, sage ich jetzt mal.

Speaker 2:

Ganz arrogant. Ja, da hast du ja recht.

Speaker 3:

Ja, wird der Wähler anscheinend.

Speaker 2:

Okay, alles G.

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