DISSIDENTIN – Der Podcast für Dresden

Wohnungsmarktherausforderungen in Dresden – Diskussion mit Frank Christian Ludwig und Volker Müller

Wahlplattform Dissident:innen DissDD

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Erfahren Sie, wie Dresden mit den Herausforderungen des Wohnungsmarktes kämpft und welche Lösungen auf dem Tisch liegen.  Frank Christian Ludwig und Volker Müller teilen ihr profundes Wissen über die Wohnungssituation in Dresden – von den weitreichenden Effekten des Verkaufs kommunaler Wohnungen über die Schaffung von Sozialwohnungen bis hin zu den prekären Lebensumständen in Stadtvierteln wie Prohlis und Gorbitz. Die Diskussion bietet nicht nur Einblick in die Problematik, sondern auch in innovative Lösungsansätze und die Rolle politischer Mehrheiten im Stadtrat, die eine wirksame Wohnpolitik gestalten könnten.

Im Zentrum unserer Unterhaltung stehen die sozialen Aspekte der Stadtentwicklung und die Notwendigkeit, trotz Kostensteigerungen durch energetische Sanierungen, den Wohnraum bezahlbar zu halten. Mit unseren Gästen ergründen wir, wie der Freistaat durch das Programm zur Schaffung preisgünstigen Mietwohnraums unterstützt und wie die Übertragung von Wohnungen an die städtische Wohnungsbaugesellschaft WID einen positiven Einfluss auf den Wohnungsmarkt nehmen könnte. Dieser Podcast ist ein Muss für alle, die an den sozialen und politischen Dimensionen der Stadtentwicklung interessiert sind und verstehen möchten, wie Dresden auf die Wohnkrise reagieren muss.

Das Interview führte Axel Steier.

Alles über die Wahlplattform, einschl. Wahlprogramm finden Sie hier: https://www.dissidentinnen-dresden.de/

Speaker 1:

Wir sind jetzt bei der zweiten Podcast-Folge mit Frank-Christian Ludwig und Volker Müller. Herzlich willkommen, hallo Guten Tag. Ihr habt ein ganz spezielles Thema, nämlich Wohnen. Vielleicht mal einen kurzen Rundumschlag Wo sind die Probleme für die Einwohner in Dresden in Bezug auf Wohnen?

Speaker 2:

Der Verkauf der Kommunalen Wohnungsgesellschaft 2006 in Dresden hat dafür gesorgt, dass wir eine ganze Reihe von Problemen heute haben. Eines dieser Probleme ist, dass wir viel zu wenig Sozialwohnungen haben, wobei wir gleichzeitig über 20 Prozent der Dresdner haben, ein Recht auf einen Wohnberechtigungsschein oder halt auf Wohngeldzuschüsse oder halt auf Wohngeldzuschüsse. Gleichzeitig konzentrieren sich soziale Randgruppen in einigen Stadtteilen, und zwar in einem Maße, wie wir das in keiner anderen sächsischen Großstadt haben. namentlich wären das zum Beispiel Polis und Gorbitz.

Speaker 3:

Das ist eine Sache, die muss durch sozialen Wohnungsbau entzahlt werden. Ja, also, die Probleme haben im Prinzip 2006 angefangen. Das ist vollkommen klar. Jeder, der sich in der Stadt mit der Wohnungspolitik beschäftigt, weiß das. Und jetzt ist es einfach so, dass die Probleme, die dadurch entstanden sind, einfach nicht genügend gelöst werden. Sprich, es müsste viel mehr auch sozial gebaut werden, müsste viel mehr gefördert werden, und das dann eben nicht nur in den Randlagen, sage ich jetzt mal, wie eben Prodes oder Gorbitz, sondern eben flächendeckend in der Stadt. Das wurde jetzt begonnen. Das ist aber wirklich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, und deswegen müsste man dort viel, viel mehr machen auf den heißen Stein, und deswegen müsste man dort viel, viel mehr machen. Die Stadt muss da viel ambitionierter sein, viel mehr dort auch an Mitteln reinstecken. Aber gerade jetzt die Stadtratsmehrheiten sind so, dass eher dann das bürgerliche bis rechte Lager dort jegliche Zuschüssese unter anderem für die WID da einfach blockiert.

Speaker 2:

Was ist WID? Das ist Wohnen in Dresden. Das ist die neu gegründete und noch ziemlich kleine städtische Wohnungsbaugesellschaft. Die WID hat jetzt nicht nur das Problem, dass sie neu und unterfinanziert ist, die hat auch noch das Problem, dass es sehr wenige Flächen gibt. Das geht zu langsam. Es gibt die Flächen, aber die müssten von der Stadt bereitgestellt werden oder von der Stadt über Vorkaufsrecht aufgekauft werden. Und sie hat auch das Problem, dass die Baukosten gerade enorm durch die Decke gehen. Wenn man sozialen Wohnungsbau machen will, muss man am Ende Wohnfläche für etwa 7,50 Euro pro Quadratmeter zur Verfügung stellen können. Das gibt der Markt momentan gar nicht her. Die Stadt Leipzig hat da ein gutes Vorbild. Die schießen nämlich aus dem Haushalt zu, um eben diesen Preis von etwa 7,50 Euro pro Quadratmeter für die Miete später garantieren zu können.

Speaker 1:

Welche Stellschrauben gibt es denn noch, um die Miete insgesamt erträglicher zu halten, um auch Sozialwohnungen überhaupt entstehen lassen zu können?

Speaker 3:

Also, das ist zum einen eben die Übertragung von städtischen Grundstücken, die für Wohnbebauung geeignet sind, zur WID. Dort ist jetzt beispielsweise so, dass es verschiedene Garagenstandorte noch gibt, die eigentlich im städtischen Besitz sind. Da wird nur ein Teil überhaupt dafür vorgesehen, dass es für die Wohnbebauung dann demnächst genutzt werden soll. Da müsste man wirklich nochmal gezielter schauen. Da geht es eben auch darum, eben diese Entflechtung zu haben, dass flächendeckend in der ganzen Stadt eben auch diese Sozialwohnungen gebaut werden, sodass es eben nicht diese Milieubildung gibt, die dann eben auch vor Ort dann eher auch Schwierigkeiten hervorrufen kann.

Speaker 1:

Dann gibt es ja noch die sogenannte Sozialquote. Was hat es damit auf sich?

Speaker 3:

Also, da ist es so, dass eigentlich wir in Dresden schon mal so weit waren, dass bei größeren Wohnbauprojekten es eine Sozialbauquote von 30 Prozent gab, das hat. In der letzten Legislatur wurde dieser Beschluss leider auch wieder von der rechten Mehrheit des Stadtrates gekippt, leider auch wieder von der rechten Mehrheit des Stadtrates gekippt. Das ist mittlerweile nur noch bei 15 Prozent. Das heißt, wenn man jetzt ein Projekt plant mit ungefähr 100 Wohnungen, dass dann 15 Wohnungen davon eben sogenannte Sozialwohnungen, also mit Belegrecht sind, die man dann nur beziehen kann, wenn man einen Wohnberechtigungsschein bei der Stadt beantragt. Da gibt es gewisse Einkommensgrenzen, die eingehalten werden müssen. Das sind nicht nur alles Leistungsempfänger vom Jobcenter, sondern es ist eigentlich auch für Geringverdiener da. Aber die wenigsten wissen, dass sie eigentlich Anspruch auf einen solchen Wohnberechtigungsschein und dementsprechend auch auf eine solche Wohnung haben. Das ist in Dresden immer noch nicht so weit verbreitet, dass es auch für diese Einkommensgruppen eigentlich Möglichkeiten gibt, auch wenn das Angebot das muss man immer dazu sagen extrem begrenzt ist.

Speaker 1:

Also, ich habe mal gelesen, in Hamburg beträgt diese Quote 50 Prozent. Das heißt also, die Hälfte der neu gebauten Sachen müsste dann quasi in diese Kategorie fallen. Nun tretet ihr beide für die Dissidentinnen an, frank Christian und Volker. Wo tretet ihr an, und kann man das einfach erhöhen, diese Quote?

Speaker 3:

sagt, das geht so nicht. Also es gibt Beispiele wie Wien, wo die meisten Menschen einfach in öffentlich geförderten Wohnungen wohnen, und das funktioniert dort wunderbar. Die haben das einfach auch schon über 100 Jahre durchgezogen. Bis wir dort sind, brauchen wir auch noch eine Weile. Aber es gibt zum Beispiel auch Projekte wie in Ulm, wo einfach die Stadt einfach das Vorkaufsrecht für alle irgendwelchen zur Verfügung stehenden Grundstücke hat und selber erstmal prüft und dann das Baurecht irgendwie schafft, dass man dort viel mehr Einfluss hat, was wie und wie sozialverträglich eben gebaut wird.

Speaker 2:

Und an der Stelle ich trete in Kotta an, und Löbto hat gerade ein relativ spannendes Projekt, nämlich die man sagt Milieuschutzsatzung. Das ist eigentlich die soziale Erhaltungssatzung, aber Milieuschutz ist ein bisschen griffiger. Da geht es im Prinzip darum, dass der Charakter und die soziale Zusammenstellung eines Stadtteils erhalten bleibt. Das heißt nicht Bauverbot, das heißt aber, dass zum Beispiel Luxussanierungen unterbunden werden, um einfach die Stichwort Gentrifizierung, diesen Charakter des Stadtteils so zu erhalten, dass die Bevölkerung, die momentan da wohnt, das auch zukünftig noch tun kann. Und bei den Dissidenten wollen wir nicht nur die 50% Sozialbauquote, wir wollen auch, dass die Milieuschutzsatzung nicht nur für Lübdo Süd kommt, sondern auch auf weitere Stadtteile ausgeweitet wird, sodass sich ein gesunder Stadtteil erhalten kann.

Speaker 1:

Volker, du trittst in Lübda an, frank-christian du in Prolis. Da komme ich selber her, also da bin ich aufgewachsen. Die ersten 18 Jahre meines Lebens habe ich da verbracht. Das ist sagen wir mal. Nach der Wende hat das einen ganz anderen Charakter gewonnen, dieser Stadtteil, und man hat den Eindruck, wenn man jetzt in die Innenstadt geht, dass es ja praktisch kein Vergleich ist, wie vernachlässigt Prolis eigentlich ist. Hier bedarf es doch besonderer Anstrengung. Kannst du mir mal sagen, was du denkst?

Speaker 3:

Wichtig, dass bestimmte Viertel wie beispielsweise am Otto-Dix-Ring, dass dort das einfach auch mal wieder aufgewertet wird. Es gibt einen Teil der Wohnungen, die auch einer Genossenschaft gehören, und auch einen Teil der Wohnungen der Vonovia, die schon saniert sind. Es gibt dort einfach auch noch gewisse Straßenzüge, wo seit fast 30 Jahren nichts mehr passiert ist, außer dass irgendwann mal nach der Wende neue Fenster reingekommen sind. Es ist dort eine total düstere Ecke, und keiner will dort eigentlich hin. Da muss unbedingt etwas passieren, dass das wieder aufgewertet wird und dass es dort eben Sanierungen stattfinden, die eben sozial verträglich sind.

Speaker 3:

Da gibt es mittlerweile auch vom Freistaat ein neues Programm, wo eben nicht nur neu gebaut werden kann, sondern eben wo preisgünstiger Mietwohnraum so heißt diese Richtlinie auch PMW, preisgünstiger Mietwohnraum dass das wieder saniert wird, auch natürlich im Hinblick auf Energieeffizienz und Klimaziele, und dass das eben nicht diese Kosten so weit steigert, dass dort keiner mehr wohnen kann. Das muss viel mehr in Dresden angewandt werden, auch für die Genossenschaften, auch für die Wohnungen von der Vonovia, die jetzt beispielsweise nicht verkauft werden. oder wurden Diese 1200 Wohnungen, die jetzt von der Vonovia an die WID zum 1. April gegangen sind, die sollen ja bis 2032 alle über diese Richtlinie auch saniert werden. Das ist, wie gesagt, ein richtiger Schritt, aber insgesamt viel zu wenig. Es muss der politische Wille und das eben auch im Stadtrat sein, und deswegen treten wir auch dafür an, dass es eine progressive linke Mehrheit im Stadtrat gibt, die auch beim Thema Wohnpolitik wieder solche Mehrheiten ermöglicht.

Speaker 1:

Das ist ein schönes Schlusswort. Hast du noch was anzufügen?

Speaker 2:

Nur dass, wir unbedingt wollen. No-transcript.

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